Phasen eines Fotografenleben: Statusbericht
Kürzlich fragte mich eine junge Dame, wie ich das Fotografieren gelernt habe. In einem Smalltalk ließ sich dies nicht einfach beantworten. Schließlich habe ich keinen klassischen Weg über Ausbildung und Studium beschritten, sondern bin Autodidakt. Hier ein kleiner fotografischer Lebenslauf.
Wie alles begann
Gelernt habe ich das Fotografieren nicht in einer Ausbildung oder im Studium. Ich bin “von Hause aus” gelernter Zeitungsjournalist. War daher zunächst viel mehr ein Schreiberling als ein Knipser. Während meiner Ausbildung drückte mir eines Tages ein erfahrener Kollege eine Canon-G8-Digitalkamera in die Hand. “Immer nah ran und nicht direkt anblitzen”, gab er mir auf den Weg zum ersten Fototermin. Stolz kam ich anschließend mit druckreifen Bildern zurück ins Büro. Und noch stolzer war, als meine Bilder regelmäßig in Zeitungen oder auf Onlineportalen veröffentlich wurden.
Spätestens da packte mich der Ehrgeiz, mehr aus meinem Hobby zu machen. Nach und nach legte ich mir theoretisches Wissen und praktisches Rüstzeug zu. Meine erste eigene digitale Spiegelreflex-Kamera, eine Canon EOS 350D, versagte schon bald ihren Dienst – ich hatte den Auslöser einfach zu oft betätigt. So motiviert war ich.
Die Phasen eines Fotografen-Leben
Wie jeder Knipser, der zunächst seine Passion als Hobby auslebt, durchlebte ich die klassischen Phasen des Fotografenlebens. Sehr schön und mit einem Augenzwickern wird dies in einer Grafik dargestellt, die ich vor geraumer Zeit im Fotografen-Blog kwerfeldein.de gefunden habe.
Zwar startete ich nicht mit Katzenbilder (Sorry, aber ich bin kein großer Fan von Haustieren), doch freisprechen kann ich mich nicht von Blumenbildern und in meinen Augen „ganz tollen“ Landschaftsaufnahmen. Natürlich war zunächst mein Freund der Automatik-Modus oder der P-Modus, da sich dann der blöde Blitz nicht immer automatisch hochklappt.
Die nächsten Phasen durchlebte ich eigentlich genauso wie die Grafik dies zeigt. Ich entwickelte mich auch auch zum Gearfaggotry, also zu jemanden der meint, seine Bilder werden nur dadurch besser, wenn man nur genügend Equipment kauft. Ganz selbstkritisch muss ich sagen, dass ich diese Phase noch nicht ganz überwunden habe. Der Katalog von enjoyyourcamera.com trägt Mitschuld.
HDR-Hole
Das HDR-Hole, also das Loch, dass die Technik High Dynamic Range in ziemlich jeder Fotografen-Vita hinterlässt, verschluckte mich vor ein paar Jahren auch. Kauf war das erste (Billig-)Stativ besorgt, wurden Landschaften nicht einfach so fotografiert. Nein. Der Kontrastumfang wurde durch Belichtungsreihen bis in Äußerte ausgereizt.
Beispiel gefälligst?
Die Bilder sind toll, keine Frage. Aber man sollte die Technik behutsam einsetzen. Ich habe mich mittlerweile daran satt gesehen.
Es geht bergauf
Nach den HDR-Hole und einer selbstkritischen Phasen setzt man neu an. Das symbolisiert das Zeichen /p/.
Entmutigen lassen muss sich durch diesen Neustart keineswegs. Im Grunde muss man alle Phasen durchleben, um sich richtiger Fotograf nennen zu dürfen. Ich bin beileibe noch nicht durch jede Phase geschritten. Die Analog-Fotografie reizt mich zwar, bin aber noch nicht in Kontakt gekommen. Da sind andere schon weiter.
Externe Hilfe
Niemand wird ohne externe Anregungen ein guter Fotograf. Das kann durch Workshops beim örtlichen Fotoladen geschehen. Im Raum Osnabrück sind die Workshops bei Foto Erhardt sehr zu empfehlen.
Viele Anregungen habe ich mir auch aus dem Internet geholt. Virtuell tollen Fotografen über die Schulter schauen, das bringt viel. So empfehle ich die Blogs von Patrick Ludolph (www.neunzehn72.de), von Steffen Bötcher (www.stilpirat.de), von Gunther Wegner (www.gwegner.de) oder vom Duo Krolop und Gerst (www.krolop-gerst.com/blog).
Ich bin leidenschaftlicher Fan von Podcasts. Mein iPod ist voll von nützlichen, informativen, aber auch einfach nur witzige Hörbeispielen. Seit Jahren bin ich Abonnent des großartigen, aber leider etwas techniklastigen Podcast Happyshooting von Boris Nienke und Chris Marquardt. Die wöchentlich erscheinende, sehr interaktive Show ist das richtige für jeden Fotografen-Nerd.
Wer sich mehr auf das How-Do einlassen möchte, dem empfehle ich ich den Fotoschnack von Patrick Ludolph und Gunther Wegner oder den ganz neuen Podcast von Ludolph und Martin Krolop „Das Paddy und das Maddin„.
Last but not least liefert Monika Andrea mit ihrer „Monis Motivklingel“ immer wieder tolle kreative Anregungen, um die Lebensphasen eines Fotografen voran zu treiben.
Fazit
Es gibt jede Menge nützliche Anregungen online und offline. Spezielle Lehrbücher kann ich keine empfehlen, da ich ein sehr digitaler Mensch bin und ungern totes Holz empfehlen. Zwar gibt es die ein oder andere Fotozeitschrift – vor allem die monatlich erscheinenden „Photographie“ – aber im wesentlich hole ich mir Anregungen im endlosen WWW.
Doch bei aller Anregung bleibt das Wichtigste: Geht raus und fotografiert!