Jan-Christoph Poppe: Anspruchsvoll und extrem amüsant

Zurückhaltend war Jan-Christoph Poppe nicht, als er seinen Auftritt am Dienstag im Rahmen der 11. Lohner Kulturtage ankündigte: “Begehrter als ein Champions League-Endspiel, amüsanter als eine Bundestagsdebatte und heißer als der griechische Sommer”, heißt es auf der Internetseite des Kabarettisten. Er sollte recht behalten. 130 Zuschauer in der ausverkauften Möhringschen Hofstelle waren begeistert von politischen Spitzen und wechselnden Rollen des gebürtigen Lohners.Der legte einen Rundumschlag an den Tag: Von Krisen in allen Facetten, über Kritik am digitalen Zeitalter bis hin zu Anekdoten aus seiner Jugend. Eine Figur im politischen Theater bekam Poppes besondere Aufmerksamkeit: FDP-Chef und Außenminister Guido Westerwelle.

Doch zunächst sorgte Poppe für verwunderte Minen im Publikum. Nachdem Norbert Hinzke, pädagogischer Leiter des Ludgerus-Werks, verkleidet als Hausmeister humoristisch die Ehrengäste begrüßt hatte, trat ein Mann auf die Bühne, der sich als arbeitssuchender Schauspieler Klaus Koblach vorstellte. Nicht Kabarett, sondern eine Szene aus “Tod eines Handlungsreisenden” bot dieser.

Doch schnell fand er einen Bogen zur aktuellen Politik. Poppe schoss mal gegen Griechenland (“Der Opel Europas”), mal gegen die FDP (“pubertierender, nervender, kleiner Bruder der CDU”) und häufig gegen beide. “Guido Westerwelle ist das Griechenland der Bundesregierung”, sagte Poppe. “Durch eigenes Verschulden unbeliebt.” Verdient habe der FDP-Chef den Chemie-Nobelpreis. “Er hat nachgewiesen, wie man eine Gesellschaft spalten kann.”

Jan-Christoph Poppe nahm die Politik genüsslich aufs Kerbholz. Nur der SPD stehe – aufgrund der Wahlergebnisse – nur ein Witz zu: “Die SPD ist wie die lateinische Sprache: unglaublich angesehen, aber tot.”

Kurz vor Ende des ersten Aktes lüftete Jan-Christoph Poppe alias Frederik zu Stammheim-Göring alias Klaus Koblach das Rätsel seines Künstlernamens: “Klaus Koblach ist der Name einer Autobahnabfahrt in Österreich. Wäre ich nach Norden gefahren, hieße ich jetzt: Lohne-Dinklage.”

So landete Poppe mit seinen Erzählungen in der Jugend. Nach dem Studium in Leipzig, wohnt Poppe jetzt in Ravensburg. Aufwachsen ist der heute 35-jährige Sohn des SPD-Landtagsabgeordneten Claus-Peter Poppe in Lohne. Der Kabarettist erinnerte sich an petzende Mitschülerinnen (“Meine apokalyptische Reiterin”), an die Landwirtschaft (“Die Luft wird schlechter, du kommst nach Vechta”) und an die Dominanz der CDU (“Der Landkreis Vechta ist wie Bayern ohne Berge und Seehofer”).

Zwei Stunden lang brillierte Jan-Christoph Poppe mit anspruchvollen, provokanten und extrem amüsanten Spitzen und Anekdoten. Selbst Sprüche an der Grenze zur Geschmacklosigkeit wurden vom Publikum belacht. Jan-Christoph Poppe kam an. Ein echter Höhepunkt der Lohner Kulturtage.

Die Bericht ist erschienen in der Oldenburgischen Volkszeitung vom 6. Mai 2010

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