StudiVZ: Ein (vorläufiger) Nachruf

Im Sommer 2006 musste jeder Student Teil dieses aufregenden Netzwerkes StudiVZ werden, in dem sich schon zahlreiche Freunde tummelten. Zweieinhalb Jahre später, am Ende meiner Uni-Zeit, war fast jeder aus meinem damaligen sozialen Umfeld drin. StudiVZ stirbt heute den Online-Tod.

Facebook ist international, StudiVZ ist deutsch

Der Abstieg von StudiVZ begann als Facebook den Geschmack als reines US-Netzwerk verlor. Auf Facebook wurde ich zum ersten Mal aufmerksam, als ein Freund vom US-Studium zurückkehrte. Er war so ziemlich der einzige netzaffine Freund, der nicht im StudiVZ aktiv war, sondern auf Facebook schwor. Facebook war international und er konnte somit Kontakt zu seinen ehemaligen US-Kommilitonen halten. Diese Internationalität ist es auch, die viele an den VZ-Netzwerken vermissen. Das Internet ist weltweit, StudiVZ oder MeinVZ sind deutsch.

Den Sprung auf den internationalen Markt verpassten die VZ-Netzwerke ebenso wie Öffnung zur Einbindung auf fremden Seiten. Überall begegnen uns heute „Like“-Buttons, „Twitter“-Verlinkungen oder „+1“-Knöpfe von Google. Einen Button, der eine Seite zum Beispiel meinen Freunden im StudiVZ zeigt, dass mir der ein oder andere Artikel gefällt, gibt es nicht.
StudiVZ lässt sich außerdem nicht über innovative Social-Media-Apps wie Tweetdeck steuern. Wer in mehreren sozialen Netzwerken aktiv ist, nutzt gerne diese Programme. StudiVZ lässt sich leider nur per direkter Website oder über die eigene App steuern. Das kostet Mühe, Zeit und Nerven. Es ist damit ein weiteres K.O.-Kriterium für die VZ-Netzwerke.

Datenschutz als Wachstumsbremse

Die Betreiber von StudiVZ rühmen sich damit, den Datenschutz ganz hoch zu halten. Klar, Facebook und Google sind Datenkraken, was ganz eigene Probleme verursacht. Doch wer wenige oder gar keine Daten sammelt und den Nutzer dadurch Vorteile verschafft, gerät in der heutigen Netzwelt ins Hintertreffen. Daten sind die Währung des Web 2.0. Das kann man finden, wie man will, es ist ein Fakt. Traurig aber wahr: Wer den Datenschützern hinterherläuft, verpasst den Anschluss an die realen Entwicklungen in der Netzwelt.

Rasanter Mitgliederschwund

Im Mai 2010 markiert StudiVZ den Rekord von 440 Millionen Einzelbesuchern im Monat. Seitdem geht es rapide abwärts. Im November 2011 zählte StudiVZ nur noch 84 Millionen Einzelbesucher (Quelle: IVW/F.A.Z.). Die Mitgliederflucht ist so linear, dass man sich ausrechnen kann, wann StudiVZ letztlich komplett implodiert. Zum Silvester 2012 werden wohl nur noch einige Karteileichen Mitglied im StudiVZ sein. Auf der Seite www.wannstirbtstudivz.com kann man die Entwicklung anschaulich verfolgen. Die Online-Journalisten von blinkenlichten.de haben diese Seite erstellt.

Ich bin übrigens nach Beendigung meinen Studium im Herbst 2008 zu meinVZ gewechselt. Doch das Abenteuer dauerte nur wenige Monate. Seit Ende 2009 konzentriere ich mich auf Facebook und Twitter, seit Juli 2011 zusätzlich auf Google+ Profil.

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