Polizei Hannover sucht Mörder via Facebook

Es sah zunächst nach einer typischen Facebook-Ente aus. In Hannover wird die junge Studentin Annika B. ermordet und via soziale Medien wird nach Zeugen gesucht. Doch es stellte sich schnell als echt heraus. Und so präsentierte die Polizeidirektion Hannover ein sehr gutes und, wie sich später zeigen sollte, erfolgreiches Einbinden von sozialen Netzwerken in ihre öffentliche Fahndung.

Der Fall beginnt am Sonntagabend (27. November 2011) in der Innenstadt von Hannover. Auf offener Straße wird die 20 Jahre alte Studentin Annika B. erstochen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Zeugen hätten einen 20 bis 30 Jahre alten Mann, schlank und sportlich, als Täter identifiziert. Doch die Suche bleibt zunächst ohne Erfolg.

Am Mittwochmittag (30. November) wendet sich die Polizeidirektor auf ihrer Facebook-Seite an ihre „Fans“:

„Polizei Hannover“ bittet dringend um Eure Unterstützung – und das auf diesem Account erstmals in einem aktuellen Mordfall. […]

Ausführlich wird der Fall geschildert und sogar ein Foto der Ermordeten gepostet. Die Polizei verbindet ihren Eintrag mit der Aufforderung, die Meldung zu teilen. Über 56.000 mal (Stand 01.12.) wird dies auch gemacht. Und so findet die Meldung rasante Verbreitung bei den Facebook-Usern.

Allerdings hat diese rasante Verbreitung einen faden Beigeschmack erzeugt. Ist dies etwa ein Fake? Immer wieder geistern absurde Meldungen wie „Facebook kostet bald Geld, schließ dich dem Protest “ oder „Wenn du hier oder dort das Häkchen lässt, können alle Leute deine Statusmeldungen sehen“ durch das soziale Netzwerk.

Doch die Polizei Hannover versichert einen Tag (1. Dezember 2011) nach dem ersten Eintrag:

[…] Nein, es ist kein Fake.
Die Polizeidirektion Hannover ist seit dem 1. März dieses Jahres mit einem eigenen Account auf Facebook unterwegs, und wir haben bisher acht Fahndungserfolge erzielen können. Bitte besucht uns auf unserer Seite und lest die FAQs (linke Spalte, unter Pinnwand). Darin werden alle wichtigen Fragen rund um die Facebook-Fahndung beantwortet. […]

Offenbar hat der Zeugenaufruf via Facebook erfolg. Am Freitag (2. Dezember 2011) vermeldet die Polizei, dass sich drei Zeugen an den Täter erinnern können. Mit ihren Aussagen fertigen Spezialisten eine Phantonskizze an, dass die Polizei auf ihrer Facebook-Seite postet – wieder verbunden mit der Aufforderung, diese Meldung zu teilen. Die Polizei warnt außerdem davor, Aussagen via Facebook zu tätigen, sondern sich persönlich an die Beamten zu wenden:

Bitte „teilt“ die Meldung, um sie weiter zu verbreiten. Wir bitten Euch ausdrücklich um Sachlichkeit in euren Kommentaren. Auf keinen Fall darf für Zeugenhinweise hier die öffentliche Kommentarfunktion genutzt werden.

Sollte sich dank Facebook ein Zeuge melden, der die Polizei auf die richtige Spur führt, ist das der erste Mordfall, der dank sozialer Netzwerke gelöst werden kann. Das beweist die unheimliche Stärke dieses Mediums, Personen zu erreichen. Vor allem Personen, die ihre Infos aus dem Internet beziehen und keine Tageszeitung lesen oder Radio-Nachrichten hören.

Es bleibt, der Polizei Hannover die Daumen zu drücken und zu hoffen, den Täter schnell zu schnappen und seiner gerechten Strafe zuzuführen.

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